Montag, 23. November 2015

Minies III

Papa, ich höre trommeln.
WAS? Wieviele Trommelschläge?
Ähm... Ich weiß nicht?
Zähl sie, schnell... wie viele?
Ich glaube... ich höre mein Herz schlagen.
Also zwei Trommelschläge, keine vier?
Ja. 

*erleichtertes aufatmen* gut.
So... Mittagbrot ist fertig.
Ja Papa... ich muss mich nur noch fortpflanzen.*

*prust*

Der bla bla hat auf dem Spielplatz ein Auto gefunden und einfach mitgenommen. Er hätte es lieber liegen lassen sollen...
Nein, er hätte es einer Erzieherin geben sollen.
Hä? Nein! Das war in Freiheit!
*prust* Öhm... in der Freizeit?
Ja, genau!


Erstes Zeugnis und meine Tochter durfte sich innerhalb eines Budgets etwas aussuchen. Wieder zuhause angekommen:

Papa, ich mag Computer spielen.
Ich finde es doof, dass dein neues Spielzeug schon wieder langweilig ist.
Aber nein! Die schlafen doch!
Die schlafen, weil du es so willst!
Sie rennt in ihr Zimmer. Von dort hört man ein:
Hab ich es doch geahnt. Papa! Sie sind wach!


Noch eine Runde Pokémon?
Nein, ich mag lieber Mortheim aufbauen!
*Sprachlosigkeit*
*Tränen des Gerührtseins*
*Stolz*


Pokémon go! *räusper* oder so...


*- In einem Computerspiel mit Namen: "Spore". Der geneigte Leser wird sich vielleicht erinnern.

Samstag, 24. Oktober 2015

Weapons of (Mass-)Construction

Prolog: Nun bin ich ja seit einiger Zeit in der Genderarbeit tätig. Das heißt vor allem bestehende (gesellschaftliche) Rollenbilder zu betrachten und mit Kids aufzubrechen... zumindest im besten Fall. Interessant ist, dass einem selbst manchmal gar nicht bewusst wird, wie sehr man in bestimmten Rollenbildern verhaftet ist und dass dies manchmal auch gar nicht so schlimm ist (zumindest in bestimmten Fällen). So hatte meine Tochter eine extreme Pink-Phase überstanden und das spezielle Mädchen-LEGO steht im Schrank. Gerade sind Drachen cool und eine ferngesteuerte Drohne. Zitat eines Jungenpädagogen und großen LEGO-Fans zu einem "sich in Frage stellenden" Vater (mir) zum Thema : "Na dann war das vielleicht einfach mal dran?"
 
Jungfernflug: Seit der letzten Modell-Hobby-Spiel* wartete also eine Drohne auf ein inzwischen achtjähriges Kind und nun war es soweit. Die Packung wurde aufgerissen, der Akku geladen und die ersten Flugversuche in der Küche (da war am meisten Platz) führten zur Feinabstimmung der Drehzahlen der 4 Rotoren (Danke Mr. Modellbau-Lego-Genosse Schmitti) und dennoch war es für meine Tochter gar nicht so einfach das Steuern zu lernen. Nach einigen Anläufen gingen wir also in den Hof auf eine Wiese. Die ersten Flugversuche dort waren viel entspannter, da mein Töchterchen nicht mehr so viel Angst hatte mich, oder das Kücheninventar zu zerlegen. Und dann wollte sie es so richtig wissen. Sie gab Vollgas. Die Rotorblätter summten "lautstark" auf und die Drohne startete in den einzigen riesigen Baum in der Nähe, wo sie sich in ca. sieben Metern Höhe in einem Ast verhackte. Jegliche Selbstrettungsversuche schlugen fehl, da die Rotorleistung das Fliegengewicht "Drohne" mühelos bewegte, aber nicht genug Kraft hatte das Fluggerät aus dem Baum zu retten. Ich war sprachlos. Sollte es das schon gewesen sein?

Kindheitserinnerung: Ich holte einen Ball. Wenn einem als Kind ein Ball in einem Baum hängen blieb, dann half es immer einen weiteren Ball nachzuwerfen. Wieder angekommen stellte ich fest, dass es verdammt schwer ist einen Ball mit Muskelkraft auf sieben Meter höhe zu bringen und dann auch noch die Drohne (10X10 cm) zu erwischen. Nach einigen Versuchen und einem schmerzenden Arm gab ich auf. "Muss die jetzt für immer da bleiben"? fragte mich meine Tochter. "Hmmm..." antwortete ich und tatsächlich fällt mir erst jetzt auf, wie stereotyp diese Aussage im Hinblick auf Rollenklischees ist. Dann durchfuhr mich ein Blitz der Erkenntnis. Eine meiner Nerfs** könnte die Höhe erreichen. Ich lief also nochmal nach oben.

Das Monster: Der geneigte Facebookbenutzer, welcher ab und zu meine Posts liest mag sich an eine Nerf erinnern, welche ich mit einer Doppelfeder gemodded habe. Ich nannte sie "Monster", da ich echt Angst habe diese Spielzeugpistole auf Menschen in nächster Nähe aubzufeuern. Ich kam also wieder in den Hof mit einer dicken Knarre in der Hand, welche mit 6 Schuß geladen war. Inzwischen hatten sich schon einige Nachbarn am ihren Balkonen versammelt und beguckten in der zunehmenden Dämmerung den "Freakvater" und was der nun schon wieder anstellte. Nicht unbekannt... Ich stellte mich genau unter die Drohne, legte an und schoß. Der Dart verfehlte die Drohne, flog durch das Blätterdach und in der Ferne verhallte der Pfeiflaut***. Nach ungefähr 2 Sekunden kam der Pfeiflaut erst wieder und nach einer weiteren Sekunde
schlug der Dart  neben uns in den Boden. Der geneigte Physikliebhaber mag ausrechnen, welche Mündungsgeschwindigkeit die Waffe öhm... Spielzeugpistole hat. Jedenfalls werde ich deren Gebrauch in einem Liferollenspiel nochmals intensiv überdenken. Ich positionierte mich in einem schrägeren Winkel zum corpus delicti und feuerte erneut, und erneut und erneut und erneut, ohne Erfolg. Die Streuung war einfach zu groß und die um sich greifende Dunkelheit machte das Zielen sehr schwer. Die Drohne leuchtete zwar, meine Waffe allerdings nicht. Ein Schuß noch... Meine zweite Hand sollte das Verziehen beim Rückstoß und allgemein eine bessere Möglichkeit der anvisierens geben. Ich drückte ab und traf. Sehlenruhig fiel die Drohne ins Gras ohne Schaden. Das freudige Lächeln meiner Tochter sagte Alles. Ich hatte es geschafft.

Epilog: Während ich die verschossenen Darts suchte, flog meine Tochter ihre Drohne noch eine Weile spazieren, bis der Flugakku den Geist aufgab. Tatsächlich ist es verdammt schwer solch ein Teil zu steuern, wie ich selbst (sehr kurz) erfahren durfte. Aber ich bin stolz auf meine Tochter und sie war Stolz auf ihren Papa, der mit seiner umgebauten Spielzeugknarre eine Drohne abschoß um das Lächeln eines Kindes zu retten. Als es ins Bett ging las mir meine Tochter aus einem alten Kinderbuch**** von mir vor. Sie lag unter ihrem Prinzessinenbaldachin, mit Pferden und einem LARP-Schwert an der Wand, einem Bild des Universums neben selbstgemalten Meerjungfrauen und im Regal wachten die Drachen eine Etage über dem Mädchen-Lego. Und da erst gewann ich die Gelassenheit es nicht mehr richtig gender*_innen zu müssen, sondern meine Haltung entspannt fortzusetzen. Meine Tochter wird wählen dürfen und die Fähigkeiten haben ihre eigenen Handlungen zu reflektieren... vielleicht nicht immer... aber... wer tut das schon?

Weapons of (Mass-)Construction


*- Eine Messe in Leipzig
**- Nerf ist eine Firma für Spielzeugpistolen, die Schaumstoffdarts verschießen.
***- größere Drats und speziell hergestellte geben einen Pfeiflaut ab.
****- Die Legende vom Pfefferchen

Mittwoch, 12. August 2015

Eine Schlacht

Das Conquest of Mythodea ist das größte Liverollenspiel der Welt. Seit Jahren bekleide ich in den Rängen der NSCs (NichtSpielerCaraktere) den Rang eines Captains. Wir sind die Bösen, damit die Guten Helden sein können. Meine Tochter ist seit ihrem ersten Lebensjahr fast immer mit dabei gewesen. 

Nun trug es sich zu, dass unser Lairdom "Silent Hill" (also unsere Armee) in einer Schlacht eine kleine Pause machte. Wir fassten Wasser und ruhten uns aus, denn bei fast 40°C auf einem staubigen Feld kann man schon mal echt kaputt gehen, wenn man nicht aufpasst. Dabei erklärte ich einer meiner Rotten... irgendwas... taktisches... bestimmt. Just sprang, wie eine Fee der Captain des Trosses auf mich zu:

"Du, deine Tochter steht am Rand und sucht dich."
Ich war wie vom Blitz gerührt. Voller Vorfreude rannte ich in die Richtung, in der der Captain zeigte und brüllte noch ein "Ruft, wenn der Laird*..." meinen Leuten zu. Dann sah ich sie. Sie erkannte mich unter der ganzen Schminke und den Klamotten kaum wieder und ein wenig Angst, dass ich sie umrennen würde hatte sie wohl auch. Dann fiel ich vor ihr auf die Knie und versuchte sie, mit so wenig Kontakt wie möglich zu knuddeln. Sie strahlte über das ganze Gesicht. So schnell wie möglich versuchte sie mir zu erzählen, was alles passiert, was sie alles gemacht und erlebt hatte... ich erinnere mich kaum noch daran, war ich doch kurz vorher noch damit beschäftigt Tod und Schrecken zu säen. Als meine Leute auch schon brüllten... "Captain! Der Laird*!!!"

Ein Fliegeküsschen... Ich musste... wie ich gekommen war, sprintete ich zurück, sprang zwischen zwei Bogenschützen hindurch und nahm meine Befehle entgegen. Eine Flankenmanöver links... und instruierte meine Fyrsts** dass die ihre Commons*** instruieren konnten. Es waren Sekunden die verblieben, doch als wir losmarschierten tat ich es. Ohne nachzudenken gab ich den Befehl und meine sechzig Leute brüllten den Namen meiner Tochter wie einen Schlachtruf voller Ehrfurcht... oder wohl mehr mit einem Grinsen im Gesicht. Und wir taten was wir immer tun, auf dem Conquest of Mythodea... wir waren verdammt harte Gegner für all die Helden.

Später erzählte mir jeder, der meine Tochter traf, dass sie voller Stolz war ihren Papi gesehen, und wie viel es ihr bedeutete ihren Namen gehört zu haben. Und im stillen empfand ich Glück, dass es noch ein paar Jahre dauert, bis ihr Papi ihr peinlich ist.
Wer würde mich erkennen?
Photo by Feuerfünkchen

Nachtrag: Später zeigte ich meinen Machtmissbrauch bei meinem Laird* an. Meine Strafe war sein leicht erschöpftes Grinsen betrachten zu müssen... er verstand es...


*- Laird ist eine altenglische Bezeichnung eines adligen Landbesitzers, vergleichbar mit einem Baron. Er führt unser Lairdom, also unsere Armee "Silent Hill" an.
**-Fyrst ist die Bezeichnung eines Anführers einer Einheit (Rotte) und übersetzbar mit "Erster seines Gleichen"
***- Common ist ein einfacher Soldat (Gefreiter)


Auf Wunsch kann ich irgendwann gerne mal unsere ganze militärische Struktur vorbeten... so für Außenstehende...

Montag, 19. Januar 2015

Spaghetti und die Wolken


Am Anfang war das Wort,
und das Wort war "Argh"
Piratcus 13:7


Ich bin Pastafarie. Für diejenigen, die das nicht kennen... Ich glaube an seine Heiligkeit, das Fliegende Spaghettimonster, welches uns mit seinen tentakeligen Anhängseln geschaffen hat. Nun geht es an einem Kind nicht spurlos vorüber, wenn seine Eltern, bzw. ein Elternteil religiös ist. Also passierte es schon das eine oder andere mal, dass ich meiner Tochter aus dem Evangelium des FSM* vorlas. Wir lachten viel.

Als ich meine Tochter heute aus der Schule abholte, kam sie plötzlich auf eine Idee:
"Papa, ich glaube Gott und das FSM* haben die Welt zusammen gemacht."
*prustend* "Wie kommst du denn darauf?
"Na das wäre doch cool!"
"Öhm... ja. Und wie haben sie es gemacht?
"Der eine Links, der andere Rechts."

... Wir gingen im Wildpark spazieren ...

"Und Gott hat ganz viele Kirchen gemacht und das Spaghettimonster Restaurants."

... Auf einer Spielplatz-Seilbahn ...

"Nur ein Haus steht auf der Grenze, das ist eine Kirche, aber in den Pausen gibt es Nudeln. Morgens, Mittags und Abends."

... Wir fuhren wieder heim ...

"Ich werde mir eine Geschichte ausdenken. Und du hilfst mir sie aufzuschreiben, ja? Ich nenne sie <Spaghetti und die Wolken>"


 
Auf dem Weg nach Hause dachte ich über die Worte meiner Tochter nach und versuchte sie in Relation zur aktuellen Tagespolitik zu setzen. Zuerst fühlte ich stolz über die Worte meiner Tochter, welche so viel mehr Weisheit beinhalten, als all diese Hasspredigten, Kreuzzüge, (Selbst-)Mordanschläge. Dann wurde ich traurig, denn ich stellte mir die Frage: Warum nicht? Verdammte Scheiße... warum denn nicht?
#JustSundaythings

* FSM=Fliegendes Spaghettimonster (offizielle und heilige Abkürzung)