Dienstag, 12. Februar 2013

Spur(en) des Lebens I

Meine Tochter und ich zocken am Computer. Nein wir spielen nicht stundenlang. Nein, wir schnetzeln uns nicht durch Horden Untoter, reiten und/oder erschlagen Drachen, oder versuchen den ersten, zweiten oder dritten Weltkrieg zu gewinnen in dem wir noch mehr Pixelmännchen (und -weibchen) töten... Nein es gibt in den unendlichen Welten der Computerspielindustrie ein paar Programme, welche andere Spielprinzipien haben. (An dieser Stelle möchte ich Ponyhöfe mal völlig ausschließen und nicht näher darauf eingehen.) Und wieder andere kann man vielleicht auch mit seiner fünfjährigen Tochter spielen, wobei Elemente von einhundertfünfzig Jahren Evolutionstheorie logisch vermittelt werden können. Das Spiel welches wir gemeinsam spielen heißt "Spore".

Bei "Spore" stürzt am Anfang ein Stück Weltallgestein in das Meer eines Planeten und in diesem Stein waren zufällig ein paar lebende Zellen mit denen man dann die 5 Phasen des Spiels meistert. Je nachdem welche Entscheidung man für diese Zellen (im Folgenden Kreatur genannt) trifft, entwickelt sich dieses Leben in eine andere Richtung, und man benötigt andere Strategien um Erfolg zu haben. Erfolg bedeutet Überleben und Dominanz der eigenen Spezies, bzw. Entwicklung um der "Auslese" zu entgehen.
Hierbei sollte erwähnt werden, dass ich die Steuerung der Kreatur übernehme, Fragen der Entwicklung von uns diskutiert werden, die Farbauswahl vollständig meiner Tochter unterliegt.

Erste Entscheidung:

Am Anfang des Spiels gilt es eine erste Entscheidung zu treffen.

"Sollen wir Fleischfresser oder Pflanzenfresser sein?"
"Fleischfresser!"
"In Ordnung..."

Ich stelle also Fleischfresser ein und wir finden uns in einem Ozean wieder wo wir wie andere Mehrzeller vor allem nach Nahrung suchen. Wir töten eine Kreatur um sie zu fressen.

"Warum hast du die getötet, Papa?" (wir spielen WIRKLICH zusammen)
"Na wir brauchen doch Nahrung und wir sind Fleischfresser."
"Aber...Können wir nicht... anders?"
"Ähm..." ich überlege wie ich ihr versuche zu erklären, dass ihre Würstchen auch Tiere sind und dass dies ein Grund ist warum ich seit 12 Jahren kein Fleisch mehr esse. Ich drücke Pause.
"Du weißt dass Fleisch aus Tieren gemacht ist, oder?"
"Ja...
"Um zu überleben müssen wir essen und unsere Kreatur fressen."
Ja, aber können wir nicht anders?"
"Momentan sind wir Fleischfresser. Wir können uns jetzt nicht anders ernähren."
Sie ist sichtlich traurig.
"Wollen wir neu anfangen?" 
Heftiges Nicken... und ich wünsche mir mal wieder dass andere Dinge im Leben auch so einfach zu ändern wären.

"Sollen wir Fleischfresser oder Pflanzenfresser sein?"
"Pflanzenfresser!"
"In Ordnung..."

Wir durchstreifen den Ozean, fressen ein paar Algen, meine Tochter freut sich sichtlich und wir lachen zusammen, als wir wachsen und "Gen-Punkte" sammeln um uns weiter zu entwickeln. Dann werden wir gefressen.

"Der hat uns ja gefressen!"
"Nun, wir waren nicht mehr schnell genug als wir größer..."
"Jetzt können wir den auch fressen!"
Ich lache 
"Nein, wir sind Pflanzenfresser..."

Es dauert ein wenig dies zu erklären und dann treffen wir eine weitere Kreatur unserer Spezies und Pflanzen uns fort (Herzchen-Kuss-Eiablage in genau der Reihenfolge) Unsere neue Generation hat Stacheln zum Schutz nach "hinten" falls ein Jäger bei unserer Flucht schneller ist. 
Die Bewegungen unserer Kreatur sind ulkig, die Farbe wechselt oft. Fieberhaft fliehen wir vor großen Räubern, freuen uns über eine größere Ansammlung von Algen und entwickeln "Werkzeuge" um zum Beispiel Allesfresser zu werden, wobei die Entscheidung oft dagegen ausfällt. So fressen wir uns groß, bis wir ein Gehirn entwickeln, uns Beine wachsen und wir an Land klettern. Das ist dann aber eine neue Geschichte...


Eine Auswahl an Kreationen der ersten Entwicklungsphase.