Freitag, 30. November 2012

Minies I

Weihnachten 2011 bei Katzenoma.

Da es im Dezember zu keinen weiteren Beiträgen kommen wird, gibt es hier noch ein paar Minies um euch den Monat zu versüßen...

I - ...
Aber Papa. Ich bin noch überhaupt nicht müde!
Töchterchen, bitte. Ich habe dir etwas vorgelesen und ein Lied vorgesungen. Es ist schon sehr spät und ich will auch schlafen.
Nur noch ein Lied Papa... bitte!
Versprichst du mir dass du dann schläfst? 
Ich verspreche es dir.
Hoch?
Ganz hoch.
Wie hoch?
Hoch wie die Ehre!*


II - nach einer Stunde im Tranquillo, einem "bunten" Laden...


Wenn du groß bist kannst du ja öfter hierher ins Tranquillo kommen, wenn es dir hier gefällt.
Ja, weil ich dann hier arbeite!


III - Ein anderes Mädchen auf einem LARP ist als Ork geschminkt. Samstag geht sie zu einer Gruppe von 6 vollgerüsteten Zwergen, die an einem Tisch sitzen:


Ihr Zwerge braucht keine Angst vor mir zu haben. 
-Stille-
Ich habe bei einer Freundin schon mal Zwerg gekostet und es schmeckt zum kotzen!
-alles Lacht-
Wir warten bis du groß bist, dann reden wir nochmal darüber. Magst du Schokolade haben?


IV - Wir spielen "Das Geisterschiff" ein Piratenspiel...
Ich kann dir ein Piratensprichwort sagen: "Nimm was du kriegen kannst und gib nichts wieder her!"
Ich kenne ein Kamelsprichwort: "Hast du eine Seele, dann nimmst du die Kamele!"

V - Wir haben die Mortheimplatte aufgebaut und mit vereinfachten Regeln gewinnt meine Tochter...

Du hast gewonnen.
Ja! Meine Dunkelelfe hat deinen Skelettanführer mit einem Schlag besiegt.
Ja, das war beeindruckend.
Ihr Gesicht war so mutig wie ein Pfannkuchen aus Eis. 
*lach* Das muss ich aufschreiben.
Das kannst du dann ja auch ins Internet schreiben, Papa.
Mal schauen...

VI - Duett
Muah Muah Muuuaaah
Muah Muah Muuuaaahhh
Ich bin alleine, du bist allein, komm...
gehen wir den Weg zu zweit.
Muah
Muah
Muuuaaahhh




*- "Wahlspruch des Hauses Arryn in "Game of Thrones"

Freitag, 16. November 2012

Trinkschoki

Es gibt in Leipzig nur einen Ort wo es die beste Trinkschoki überhaupt gibt, und dieser Ort nennt sich Puschkin. Wenn man also mal durchgefroren ist in dieser kalten Jahreszeit, innovatives Mobiliar bewundern möchte oder gutes Essen... Es ist immer einen Ausflug wert. 
Als neulich das Völki schon um 16.00 Uhr zugemacht hatte und meine Tochter und ich 16.05 Uhr vor verschlossenen Toren standen, kam sie auf die Idee eine Trinkschoki genießen zu wollen. "Hmmm..." sagte ich. "Haben wir uns denn eine Trinkschoki überhaupt verdient?" Das mal davor waren wir auf den Fockeberg gestiegen. Meine Tochter überlegte: "Ja, Papa. Heute haben wir Sport gemacht und... und da bin ich so schnell gerannt und so hoch geklettert und schneller als alle anderen." Ich blickte sie an und wie so oft durchdrang mein Blick ihr Worte und Gedanken während ihr Arm langsam nach unten glitt mit dem sie mir gezeigt hatte wie hoch, während sie versuchte ein schamhaftes Grinsen zu verdecken...

 
Anmerkung: Als meine Tochter mich das erste mal ganz offensichtlich belogen hat, sagte ich ihr genauso ganz offensichtlich dass ich jede Lüge sehen kann und nicht mag belogen zu werden. Zwei faszinierende Dinge sind passiert. 1. Sie muss jetzt viel öfter grinsen, wenn sie mir mal wieder versucht einen Gweros* aufzubinden. 2. Sie ist neugierig wie ich das mache und sagt viel öfter lieber erstmal die Wahrheit.



"Aber Papa, ich möchte doch so gerne die beste Trinkschoki in Leipzig." Sie blickte sichtlich deprimiert zu Boden. 
"Weißt du was ich heute gemacht habe?" begann ich, wartete das Kopfschütteln ab und fuhr fort. "Ich habe heute ein Heilmittel gegen Schnupfen erfunden. Ich saß an meinem Rechner, nieste und wusste, diese Plage muss gebannt werden. Also habe ich mir ein paar Zahlen angeschaut, die miteinander berechnet und schon hatte ich das Heilmittel." Sie schaute mich an und wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Ich fuhr fort: "Dann allerdings war plötzlich der Strom weg. Meine Nachbarin hat beim Bohren die Stromleitung erwischt. Alles ist weg." Sie grinste mich an, ich grinste zurück. "Quatsch Papa!" sagte sie. Ich nickte lachend und nahm sie nun auch physisch auf den Arm. "Hab ich gelogen oder eine Geschichte erzählt?" Sie schaute mir in die Augen und überlegte. "Eine Geschichte." Ich nickte. "Ist Jemand traurig wegen meiner Geschichte? Hab ich etwas bekommen, weil Jemand dachte die Geschichte ist echt? Hat sie Spaß gemacht?" Ich wartete jedesmal die bejahende Antwort ab. "Deshalb ist es keine Lüge." schloß ich meine Ausführungen. Ich liess sie herunter und wir rannten um die Wette und jagten uns. Kurz vor dem Auto fragte mich meine Tochter: "Papa? Kannst du mir das beibringen, dass man immer sieht ob einer lügt oder nicht?" Ich schmunzelte. "Ja, das kann ich..." sagte ich. "... aber erst wenn du groß bist."


Ein Bild beim verspeisen unserer ersten Trinkschoki im Puschkin, Oktober ´12
Man beachte bitte die erstaunlich schlechte Qualität!



*- Gweros ist die Gottheit von dem kleinen LARP-Projekt "Rawald" in dessen Orga ich mitmische. LINK zu Gweros


Dienstag, 6. November 2012

Licht

Spoiler: Ich erzähle diese Geschichte sehr gern und oft... Der geneigte Leser könnte sie also vielleicht schon kennen.

Seit September weihnachtet es nun schon in deutschlands Konsumtempeln und so langsam wird mir bewusst, dass ich dieses Jahr nicht wie üblich bei meiner Familie verbringen werde. Keine zu Tränen gerührte Mutter, kein Streit unter Geschwistern und auch meine Tochter wird diesmal nicht am 1. Feiertag nachgeholt ihre Päckchen von ihrem Papa-Part ihrer Patchworkfamilie aufreißen. Ich werde tatsächlich in Neuseeland sein, aber das ist eine andere Geschichte. Während ich nun also durch Supermärkte streife und mit meiner Tochter Wunschzettel ausfülle, die an den Packen Endlospapier meines Commodore 64 - Nadeldruckers erinnern, denke ich mit ein wenig Wehmut zurück an das erste Weihnachten (mit) meiner Tochter. 

Damals lebten wir in einem Loch mit einem einzelnen beheizbaren Raum (Außenwand-Gas-Heizung) und daneben war mein "Raucherraum", mein Arbeitszimmer. Meine Tochter schlief in einer Kinderwagentasche auf einem Tisch neben der Heizung und über ihr schrie Leonidas auf einem Plakat seine Königswache zu den Thermopylen. Ich hatte die Nachtschichten, welche ich mir mit wenig Arbeit und viel Ultima Online in der Wendelwelt (Freeshard) vertrieb. Nun wollte meine Tochter ihre Frau Mutter aber nicht wirklich schlafen lassen. Was hieß das? Ich hatte zwar die Nachtschicht mit Nuckel in Mund stecken, Windeln wechseln, Tee anbieten aber ich gab keine Milch. Meine Tochter wollte aber die Milch ihrer Mutter. So blieb mir Nichts anderes übrig als sie ihrer Frau Mutter an die Brust zu legen und dann wieder in ihr Bettchen zu bringen. Nicht unbedingt gut für das Ego eines Vaters... aber das ändert ja auch nichts an den Drüsen...

Nun war also kurz vor Weihnachten und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass meine Tochter doch Fläschchen irgendwie toll finden muss... wenigstens ein mal täglich. Es war eine dieser Nächte und das Fläschchen war warm und ihr Gejammer die einzige Reaktion. Es dauerte immer eine Weile, bis sie sich man sie wieder vom Jammern beruhigt hatte, nachdem sie das Fläschchen auch nur gesehen hatte. Noch heute bin ich erstaunt, wie stur sie da war... obwohl... egal... Also machte ich den Weihnachtsbaum an. Babys sind immer fasziniert von Licht und meine Tochter fand es so faszinierend, dass sie sich schneller beruhigte als Raoul Duke auf Ether. Da durchzuckte mich eine Idee wie ein Blitz. Ich legte meine Tochter auf meinen Linken Arm, so dass sie die Lichter des Baumes erblicken konnte und dennoch in Fläschchenpose war. Aber so schnell ließ sich sich nicht verarschen und blickte sich um, eine Flasche erwartend... doch da war keine. Hinter meinem Rücken testete ich mit der rechten Hand Wärme und Konsistenz des Fläschchens (und dessen Inhaltes). Das Licht erfüllte durch ihre Augen ihr Hirn und man konnte förmlich fühlen, wie es sich hineinwebte bis es auch das Stammhirn erreichte und langsam die Wirbelsäule nach unten troff.* Sie sah das Fläschchen nicht kommen. Es musste sich angefühlt haben wie ein Nuckel denn sie schien es nicht zu... dann die Erkenntnis: "Da kommt was raus" Es stand auf des Messers Schneide. man konnte förmlich die Gedanken von ihrer Stirn lesen: "Das ist nicht Mamas Milch aber... aber... LICHT!" Sie zutschte... Ich betete... Dann schluckte sie und... Ich traute mich kaum zu atmen. Sie trank. Erst jetzt merkte ich, dass ich mich nach vorn, zum Baum hingebeugt hatte. Sie trank und ich ignorierte das Ziehen in meinem Rücken... die ganze halbe Stunde, während die Beleuchtung des Weihnachtsbaumes sein Werk tat.

Selten empfand ich solchen Stolz auf mich selbst... Ab diesem Zeitpunkt gab ich meiner Tochter jede Nacht ein Fläschchen und der Baum flog erst Ende März auf den Müll.

Meine Tochter kurz nach der Geburt... wie alle Babys...

* - Danke, Hunter S. Thompson

Sonntag, 21. Oktober 2012

alea iacta est

Mein altes Lego wanderte einst aus dem Keller meiner Mutter in meine Wohnung, wo es gereinigt wurde um dann, wie auch schon mir, als Spielzeug zu dienen. So geschah es dann auch prompt, dass ich eines verregneten Nachmittages mit meiner Tochter in ihrem Zimmer saß und wir zwei Ritterbanden zusammenbauten. Eine war gut (die Löwen) und eine böse (die Drachen) welche aber mit dem schwarzweißen Vogel verbündet waren, während Robin Hoods Bande von Geächteten... aber ich schweife ab... Wir machten uns also aus ob Musketen nun erlaubt waren, oder doch nur Steinschleudern, Bögen, Armbrüste. Immerhin gab es ja auch ein Schloss, eine schöne Prinzessin und natürlich würde die geraubt werden... Aber ich schwöre, es fielen keine Begriffe wie Lenister, Targaryen oder Stark! Als dann nach zwei Stunden unsere Banden auf Bases standen, sollte es los gehen.
"Moment." sagte ich und holte wie ganz selbstverständlich aus meiner Box ein paar Würfel, wovon ich dann meiner Tochter einen gab. Die guckte mich verdutzt an. "Wofür ist der denn, Papa?" fragte sie mich. "Na für..." Ich stutzte selbst... "Für den Kampf, damit wir sehen können, wer gewinnt und wer verliert." erwiderte ich und fing jetzt erst an zu realisieren, dass ich früher als Kind auch keine Würfel gebraucht habe. Zuerst sah mich meine Tochter amüsiert an, doch dann trat Neugier in ihr Gesicht und verscheuchte den Rest. "Na gut." sagte sie.

Anmerkung: 
Tabletop war mein Einstieg in die Off-Computer-Gaming-Szene. Zwar wurde daraus schnell Rollenspiel, weil es mir von jeher um Geschichten ging, nicht um den Sieg, oder das "Zerstören" von Gegnern. Lange Jahre danach entdeckte ich Mortheim wieder neu für mich. Seither arbeite ich auch an einer eigenen Mortheimplatte und bin momentan in Besitz von 4-8 Banden für Mortheim und Einer für Death Squad.

"Hey ihr da drinnen, gebt die Prinzessin heraus, oder... oder wir beschießen euch mit einem Katapult." sagte ich frohen Mutes, während ich die Base wie eine Phalanx in Richtung Burg schob. "Nein Papa, Deine haben das Katapult vergessen." "Nein, haben sie nicht!" erwiderte ich, noch bevor ich darüber nachgedacht hatte. Da flog ein Ritter mit einem Pferd heran über die Burgmauer der belagerten Prinzessin und zerschmetterte das Katapult. "Öhm, nee." sagte ich. "Das Pferd kann doch gar nicht fliegen." "Doch, Papa, das ist ein Einhorn... mit Flügeln" (Sätze wie : "Auf 4+ kann mein Leman Russ (ein Panzer) fliegen" kehrten in meinen Kopf zurück.) "Dann stellt sich der hier mit dem Speer aber dagegen." Ich stelle einen Legolandsknecht dazwischen. "Meiner ist viel stärker" meint meine Tochter. "Na lass uns Würfeln." sage ich. "Deiner fliegt also auf einem Einhorn, also +2 ..." "Und er ist der König." sagt meine Tochter. "Also gut, du hast +3, also du darfst 3 zu deinem Wurf hinzuzählen." Resigniert blickte ich auf den W6 in meiner Hand und stellte mir die Eroberung von Doerchgard vor. Plötzlich springt ein Einhorn über die Palisade und zerstört den Trebuchet... Ich würfle. Meine Tochter würfelt. Ich habe eine 6, meine Tochter eine 1. Ich reiße die Arme hoch und juble. Meine Tochter wirft sich auf den Boden und fängt an zu weinen. "Das war mein BESTER!" schluchzt sie. Es dauert eine Weile, bis ich sie wieder beruhigt hatte, mit viel Schmusen und dem Versprechen, dass der Reiter und sein Einhorn sicher nur verwundet sind und sich schnell erholen werden. In meinem Kopf lief die Verwundetentabelle von Mortheim ab. Wir probierten das Ganze noch ein paar mal. Meine Ritter lagen allesamt zerschmettert vor den Mauern und hatten absolut Nichts bewirkt.

Fazit:
Vorerst spiele ich solche Spiele (objektbezogene psychosoziale Rollenspiele) nicht mehr mit meiner Tochter. Ich baue und helfe Legoschlösser oder auch Raumschiffe zu bauen und sie darf auch mal vorsichtig meine Figuren aus der Vitrine, oder Gelände meiner Mortheimplatte haben, aber ich selbst halte mich zurück. Warum? Ich spiele viel zu gerne selbst mit und es kostet mich sehr viel Kraft mich auf das Spiel meiner Tochter so stark einzulassen. In diesem Zusammenhang habe ich oft über Begriffe wie "richtig" oder "falsch" nachgedacht... Am Ende kam ich auf "menschlich". Bin ich also der perfekte Dad? Nein. Ich bin ein freakin´ Roleplayer...


"Papa? Warum ist die nackig?"
"Sie wurde aus einer anderen Dimension beschworen und konnte nichts mitnehmen."
"Ach so."

Dienstag, 9. Oktober 2012

In Gedenken an...

Diese Episode ist Malle gewidmet...


Malle auf Rawald 1 "Ronas Baby" 2009
Jeden Samstag treffen sich leipziger LARPer und solche die es werden wollen im Peter Stein Weg vor der LVZ. Neben Rumquatschen, Lästern und Pläne schmieden wird sich vor allem gekloppt. Dass da der Mytholon Leipzig gleich daneben ist, tut sein Übriges. Meine Tochter hat mich da auch schon ein paar mal hinbegleitet. 
Nun trug es sich also zu, dass meine Tochter auch das Kämpfen lernen wollte. Mir als Pädagoge war das "verletzt werden" dabei natürlich ein sehr wichtiger Aspekt. Immerhin gibt es ja unter den "Großen" genug Kloppies, Highlander, Pappnase oder Tyra Nightfires. Also wurde angegriffen, abgewehrt und die Wunde ausgespielt... oder dies zumindest versucht. Nach einem weiteren Treffer ging meine Tochter theatralisch auf die Knie und sage. "Ich sterbe." Die Waffe fiel, ihr Gesicht versuchte leidend auszusehen und schwankend kam sie zum Liegen. Überrascht und stolz rief ich sofort andere LARPer hinzu. "Jemand muss helfen! Das wollte ich nicht! Ich dachte die Waffen wären stumpf." rief ich. Malle war als erster da. In seinem Schlepptau waren noch ein paar andere. Sie versuchten sich rührend um meine Tochter zu kümmern. "Verbände!" brüllte Malle. "Nein, ich sterbe." antwortete meine Tochter. "Es ist zu spät." Das Grinsen über die Theatralik ging durch alle Herumstehenden und selbst meine Tochter musste sich anstrengen nicht zu grinsen. Dann schaute mich Malle an: "Deinen Schild?" fragte er. Ich verstand und nickte. 

Vier erwachsene Menschen trugen also den kleinen Körper meiner über alle Maßen stolzen Tochter auf einem großen Rundschild zur nächsten Sitzbank. Allen vorran natürlich Malle in Kettenhemd und Brigantine. 

Als das allgemeine Interesse an der "Leiche" dann abebbte, fragte mich meine Tochter: "Kann ich den mal fragen, ob der auch mit mir kämpft?" und deutete auf Malle. "Hmmm... warum denn?" fragte ich. Sie zuckte die Schultern. "Och, nur so..." und mir wurde bewusst, dass es ihr erster Freund verdammt schwer haben würde...

Malle verstarb am 03.10.2012 plötzlich.


Auf unserem letzten gemeinsamen Con gab es ein Duell zwischen uns... und Malle gewann (s)eine Hasenpfote zurück...

Mit Malle zu kämpfen war wie Tanzen...


Ich möchte allen Hinterbliebenen mein Herzliches Beileid aussprechen. Auch soll klargestellt sein, dass wenn dieser Artikel unerwünscht ist, er jederzeit von mir gelöscht werden kann. 

Donnerstag, 27. September 2012

Tofu

Jedes Jahr vor dem "Conquest of Mythodea" sieht es bei mir aus, wie in einer durchschnittlichen Theaterwerkstatt kurz vor der Premiere des Stücks. Klamotten hängen auf Bügel oder auf Ständern mit Nadeln gespickt und Stofffetzen versehen, auf der Loggia trocknet eine Schicht Latex auf einem Schwert, einem Schild und ein Beilchen und auf dem Herd köchelt ein Topf frisches Kunstblut. Meine Tochter ist natürlich mittendrin... und hat Fragen, also erkläre ich ihr, so gut es geht, was es mit dem Conquest, Mitraspera, Untotes Fleisch, Silent Hill, Fleischnähern, Leichte Infanterie, Argus auf sich hat. Da ihre Mami und ich getrennte Wege gehen ist das NSC-Dasein meiner Tochter vorerst vorüber. Sie war dieses Jahr (2012) Spielerin in der Stadt.

Erinnerungseinschub:
Meine Tochter fährt eigentlich seit ihrem ersten Lebensjahr auf das Conquest, ist schon dem höchsten Equilibri vor die Füße gekrabbelt und eines ihrer ersten Worte war "Argus". Sie war auch schon mal als Enkelin der Knochenkönigin bezeichnet worden... Ich erhielt von der Orga dazu nie ein offizielles Statement.

"Papa? Wirst du mich auch angreifen?" fragte sie mich dann. "Nein, ich werde dich nie angreifen!" antwortete ich und hoffte innerlich, dass es wirklich nie dazu kommen würde, dass ich ihr als UF begegne.*

Nun kam es dazu, dass sich meine Hausgemeinschaft zum Grillen im Garten traf und meine Tochter wieder mittendrin. Man stelle sich die Situation vor: Ca. 8 Bewohner aus dem Haus zwischen 31 (ich) und 78 Jahren sitzen beieinander und plaudern über GEMA, Schmerzen und Anwohner anderer Wohnhäuser, als meine Tochter plötzlich meint: 
"Mein Papa ist Anführer des Untoten Fleisches." 
-kurze Stille-
"Aber ich bin nur Heilerin, bei den Fleisch..., nee, nich´ bei den Fleischnähern. Papa wie heißt das?" Ich bekämpfe das innerliche Gefühl der Panik, welches von einer plötzlich geraumen Anzahl Augenpaare ausgeht, die auf mich gerichtet ist. Ich lege mir eine Argumentationsmethodik zurecht und... schinde Zeit? "Siedler heißt das mein Schatz. Magst du noch... ähm... Mozarella?" Und dann rollt die Lawine von Fragen an. Ich erkläre also LARP (mal wieder) und verteidige, bzw. relativiere die martial anmutenden Aussagen meiner Tochter. Es geht sogar so weit, dass ich versuche Thesen aus meiner Diplomarbeit darzulegen um die Natürlichkeit von "Rollenspiel" zu zeigen, aber auch die Gefahren des Eskapismus. Nach gut einer Stunde lächelt die Runde erleichtert, versteht jetzt die blutüberströmten Schaufensterpuppen auf meinem Dachboden und meine Tochter hat eine Nachbarin zum Einhorn gemacht und sie reiten zusammen durch den Hof.
Ich finde solche "Gespräche" immer irgendwie anstrengend. Nicht dass ich mich nicht gerne selbst reden höre... *schmunzel* LARP ist immernoch ein Hobby voller Vorurteile, trotz wachsender Medienpräsenz und Waldrittern. Sollte ich wirklich auf den Rat von "normalen Menschen" hören und meine Tochter davon fernhalten? Oder nur kindgerechte LARPs besuchen (auch ohne meine Tochter) um das Gemüt meiner Tochter zu schonen? Natürlich nicht, oder? Ich denke immernoch dass mein Leben eine Reise ist und meine Tochter begleitet mich dabei. Sie davon abzuhalten solche Dinge zu erleben würde für mich bedeuten sie über ihren Vater zu belügen. Natürlich hat dies Grenzen, die ich denke gut einsehen zu können... bin ja nicht nur Vater, sondern auch Pädagoge.

Beim Hochtragen eines Tisches meinte mein Nachbar: "Untotes Fleisch... Jetzt weiß ich endlich was Tofu wirklich bedeutet."

Conquest 2009

* Es ist nicht so, dass ich mich jemals dazu entschließen könnte meine Tochter anzugreifen. Aber sie würde mich Papa nennen und wenn ich Papa bin, bin ich nicht Captain der Leichten Infanterie des 3. Lairdoms "Silent Hill" im Endlosen Heerwurm zu Gnaden der Knochenkönigin.

Sonntag, 23. September 2012

Walhalla

Es wurde Herbst im letzten Jahr. Man fing also wieder an mehr Computer zu zocken, kramte seine über den Sommer verstauten Figuren wieder vor um sie endlich zu bemalen und suchte seine warmen LARPklamotten heraus, denn jeden Herbst gab es bis jetzt ein "Barbarenlande". Dies war eine Conreihe, speziell zugeschnitten auf die eher nordischeren Charaktere der Ostlande, vornehmlich einer Spielergruppe, den "Åsländern", bei denen ich mitmache.
Letztes Jahr sollte tatsächlich der Höhepunkt werden, denn die "Åsländer" wollten den ansässigen Hochkönig ermorden. Zur Vorbereitung gab es Treffen, Taktikbesprechungen, wir tauschten Ausrüstung untereinander und lernten (fast) alle auch ein Gedicht auswendig, welches wir sogar selbst... öhm... adaptiert haben: 

Lo ther du a si mäi fatheren.
Lo ther du a si mäi matheren, mäi swesderen och mäi brouderen.
Lo ther du a si mäi älderens raike lain, ah orr doh fürste mann.
A kun här demm ropa min:
Däi bejd mi tejk mäin seath emang demm
In da horls o Snjallahall
Öhrr da stolte mann
lif
äwiglicht!

Wer es erkannt hat... Snjallahall ist tatsächlich Walhall(a). 
Wie lernt ihr Irgendetwas auswendig? Ich sage es mir immer wieder vor, bis ich es mir merken kann. So geschehen, als ich mit meiner Tochter durch den nahen Wildpark zog. Das Wetter war grau und auf dem Holzspielplatz waren kaum Kinder. Die Schaukeln waren leer, bis auf ein kleines Mädchen, welches von ihrem freakigen Vater angeschubst wurde, während dieser das Gedicht zitierte. Natürlich war meine Tochter neugierig. (folgender Dialog ist natürlich gekürzt.) "Kannst du das auch auf deutsch sagen, Papa?" Ich tat also wie mir geheißen... "Papa? Was ist denn Walhalla?" fragte sie mich. "Das ist so etwas wie der Himmel. Nur dass dort nur Jene hinkommen, die gut gekämpft haben." Die Stirn meiner Tochter kräuselte sich. "Papa, gibt es da auch Engel?" Ich überlegte... "Ähm... nein. Es gibt dort eine lange Tafel an der man mit allen anderen sitzt und jeden Tag darf man gegen Riesen kämpfen. Aber abends sitzt man mit seinen Freunden wieder an der Tafel." Meine Tochter strahlte über das ganze Gesicht. "Das ist ja genau wie Nimmerland!"


Dieser Satz war eine der größten Weisheiten, die ich jemals in meinem Leben gehört habe.

Betrachten wir uns also einmal Walhall(a) und Nimmerland.
Gemeinsamkeiten:
  • Eine Gruppe von "Männern" kämpft jeden Tag gegen das Böse, oder misst sich untereinander, und erfährt Unterstützung durch mannigfaltige Hilfmittel. 
  • Ein Held kehrt in die "richtige" Welt zurück um eine Frau zu lieben. (Snorri ist hier dann wohl Peter Pan.)
  • Die "Männer" werden von (einer) Frau(en) bedient.
Ich gebe zu, dass ich nicht glaube, dass meine Tochter diesen Vergleich angestellt hat, oder auch nur die Verknüpfungen im Sinn hatte, aber hat Sir James Matthew Barrie mit seinem Peter Pan versucht genau diese Verknüpfung darzulegen? Hat er geklaut? Oder ist der Kindheitstraum vom "Nicht-Erwachsen-werden" nur der Vorbote des "Nicht-sterben-Wollens" der(s) Erwachsenen? Ist das Erschaffen einer parallelen Traumwelt in der man (in alle Ewigkeit) genau das machen kann, was man am allerliebsten macht die Auslebung von Kinderträumen? Ist dies Religion?* Ich weiß es nicht...

Ich weiß nur, dass ich seit dem Tag immer wieder über diese Dinge nachdenke und die Verzweigungen scheinen zu wachsen. Inwieweit ist Nimmerland Walhall(a)? Inwieweit ist Nimmerland und Walhall(a) Rollenspiel oder das Spiel mit einer Rolle? Inwieweit ist Walhall(a) eine frühe Form des Eskapismus**, wie er heute (aus-)gelebt wird. Ist Religion Rollenspiel? (Wer ist der Spielleiter bei den Christen? Gott, Papst, Pfarrer?) Ist jeder Glaubensgrundsatz eine frühe Form des Eskapismus, wie er in Sir James Matthew Barries Bühnenstück gezeigt wird? 
Immerhin gibt es ja auch die "Jedi Church", bzw. den Jediism im wahren Leben.

Ich freue mich jedenfalls auf den Zeitpunkt, wenn meine Tochter mit mir Grundsatzdiskussionen führen wird. Jetzt bete ich aber erstmal zu meinem Werholzbaum im Garten, denn die Nacht ist finster und voller...

Eine Gruppenphotokollage von unserem Halbthursen angefertigt. (Bildmitte oben)

*Ich sehe schon wie so viele Menschen "Blasphemie" brüllen und die Hände über die Köpfe werfen, falls sie überhaupt mitlesen. Vielleicht nehmen Manche sogar ihre Bibel zur Hand und möchten wiederlegen. *g* Oh ja, bitte!

**Hier wird von der erweiterten Eskapismustheorie ausgegangen, bei der gesagt wird, dass alles, was sich nicht direkt mit der eigenen Person beschäftigt Eskapismus, und schon "ok" ist. (Vgl. Daily Soap, Kriminalroman, etc.) Rollenspiel ist "nur" eine weitere Form von Eskapismus.

Montag, 17. September 2012

Logik

Ich bin gestern von einem LARP zurück auf dem 17 Kinder anwesend waren, ohne dass es als "Kinder-LARP" ausgeschrieben war. Man kann sicher das Für und Wieder gerne diskutieren und vielleicht passiert dies auch noch in den einschlägigen Foren, doch für unsere Geschichte ist diese Diskusion eigentlich nebensächlich. Persönlich erkenne ich die Leistung der Orga erstmal vorbehaltslos an, so viele Kinder und deren Eltern auf Con zu kriegen. Ich hatte mich sehr gefreut, dass ich mit meiner Tochter zusammen Zeit verbringen und sogar zum ersten mal auf LARP Rollen spielen konnte.

Nun begab es sich dass eine Maschine (IT) am Sonntag Morgen (oder eher Mittag) auf einen Berg gebracht werden sollte. Veranlasst hatte dies ein recht bekannter Adliger. Hierzu brauchte man nicht nur einige Träger, sonder als Sicherheit eine Gruppe von 6 Zwergen (die unglaublich gut gespielt wurden). Diese Zwerge jagten allerdings gerade sehr geräuschvoll Räuber im Wald. Da ich nun wusste, dass die Zeit knapp wurde und ich es wirklich noch nie erlebt habe, dass Zwerge im Wald IRGENDWAS erfolgreich gejagt hätten, begab ich mich also zu besagtem Adligen, um eventuell die Sache zu beschleunigen. Meine Tochter saß während des folgenden Gespräches zufällig auf meiner Schulter.

(sehr frei wiedergegeben)





"Herr von Falkenstieg, können wir nicht vielleicht schon die Kiste auf den Berg bringen? Die Zwerge sind beschäftigt."
"Nein, wir brauchen die Zwerge für die Sicherheit."
"Sie jagen vollgerüstet Räuber im Wald."
"Ich weiß, doch sie sind wichtig um die Maschine zu bewachen."
"Herr, wenn Zwerge etwas im Wald jagen dann passiert nur eines: Sie kehren gefrustet zurück."

Der Adlige und ich starren uns einige Sekunden an, die Fronten sind verhärtet, es ist völlig klar dass es an diesem Punkt keine Einigung geben konnte. Weitere Zuhörer scheinen nach Worten und/oder Argumenten zu suchen, als es freudestrahlend von meiner Schulter erklingt:
"Ich kann heilen."
  Alles lacht.

Wenige Minuten später rannten meine Tochter und ich in den Wald und heilten einen Zwerg.

Beim üben mit einem Elbeninstrument. Danke hierfür an die Elben...

Dienstag, 11. September 2012

The Beginning of the Quest

So... ich habe es getan. 

Ja, auch ich habe nun einen eigenen Block. Warum? Nun... irgendwie glaube ich fast momentan muss man einfach einen haben und da ich ja noch nie gegen den Strom schwimmen konnte... Zum anderen ist es der nächste Schritt um das Internet in all seinen Facetten kennenzulernen... Aber die Idee hab ich eigentlich schon seit... Hmmm... Ich glaube seit meine Tochter zum ersten mal mit mir Rollenspiel gemacht hat. Manche von euch werden jetzt skeptisch gucken, andere nach dem System fragen, nach dem Alter meiner Tochter als nächstes und am Ende vielleicht sogar, ob sie jemals einen Würfel verschluckt hat. (Nein hat sie nicht obwohl es schon einmal knapp war.) Nein, in diesem Fall geht um Rollenspiel, welches alle Kinder von Natur aus spielen. (Besserwisserfinger erheb und räusper: Siehe auch Psychosoziales Rollenspiel von Kindern) Aber wenn es in diesem Blog nur darum gehen würde, wäre er sicher auch etwas langweilig. 

Was meine Tochter bei ihrem ersten Rollenmimen nämlich nicht wußte ist:  

ich bin ein Rollenspieler! 

Mit Leib uns Seele bin ich Rollenspieler, Ruhe und Entspannung finde ich beim basteln und malen (auch von kleinen Figürchen) ja sogar LARPer bin ich mit größter Leidenschaft. Deshalb kommt es immer zu witzigen, schrägen, albernen, aber auch ernsten und philosophischen "Szenen" zwischen uns. Dies soll der Ort sein, an dem ich diese festhalte. Aber wenn ihr auch solche Anekdoten habt, nur her damit. Die können hier ebenso veröffentlicht werden (Nein, nicht unter meinem Namen) und ihr müsst nicht gleich einen Blog schreiben.

Als kleinen Einblick ein Photo von meiner Tochter und mir von ihrem ersten Conquest of Mythodea 2008 (größtes Liverollenspiel der Welt).

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie mal Archont wird... Ich komm nur nicht drauf warum... *Schmunzel*