Freitag, 8. November 2013

Der Tod

Ich weiß nicht mehr wie alt ich war, vielleicht fünf oder sechs Jahre, aber ich erinnere mich noch genau an die Situation. Es war Herbst so wie jetzt und mir wurde bewußt, dass mein Leben endlich ist. Ich würde irgendwann sterben, so wie jede Person um mich herum. Ein Gefühl der Panik kam in mir hoch und ich weinte. So fand mich mein Vater. Er fragte mich warum ich weinte und ich antwortete: "Ich habe Angst vor dem Tod." Da nahm er mich beiseite. Ich glaube sogar er setzte mich auf seinen Schoß und sagte zu mir: "Das dauert noch. Erst werden Oma und Opa sterben, dann ich und deine Mutter und erst dann wirst du sterben." 
Ich denke er meinte es gut, doch ich rannte panisch weinend zu meiner Mutter... Kaum etwas hat mich wohl mehr geprägt als dieser Satz meines Vaters... aber hier geht es nicht um mich.

Meine Tochter hatte sich in ihr Zimmer verzogen und ein Schluchzen klang herüber. Ich ging zu ihr und sie weinte. "Was ist denn?" fragte ich. Da sah sie mich an und sagte: "Ich habe Angst zu sterben." 
Ich war paralysiert. Der Satz meines Vaters schob sich mir aus den Eingweiden meines Bewußtseins über meine Zunge auf meine Lippen. Ich hatte schon Luft geholt die Worte auszusprechen, als ich meine Lippen aufeinander presste, tief ein- und ausatmete und hart schluckte. "Ähm..." stammelte ich. "Wie kommst du denn darauf?" "Ich weiß nicht... Ich musste gerade dran denken. Uroma und Uropa... " sagte sie und Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Ich nahm sie ganz fest in den Arm.
Nach einer Weile guckte ich sie an und sagte: "Denk nicht darüber nach. Bald wirst du Uroma und Uropa wiedersehen, und deine Oma und deinen Opa und deine Mama und mich. Das ist doch das Wichtige." Sie nickte nicht überzeugt. "Hey... um Probleme kümmern wir uns wenn es soweit ist, ok? Und ich habe nicht gehört, dass Jemand gestorben ist." Ich versuchte zu lächeln, sie nickt zaghaft... dann fing ich an mich mit übertriebenen Gesten zu betasten und meinen Puls zu fühlen. "Nein... ich fühle mich noch ganz lebendig!" Da prustete sie los. 
Wir lachten eine Weile zusammen.. dann blickte sie mich an und Fragte: "Paps? Darf ich deine Nervguns haben?"


Nur ein Grabstein meiner Mortheimplatte...

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