Nachdem der kurze Krankenhausaufenthalt überstanden war, sollte Ostern nun richtig losgehen. Am Sonntag waren wir mit meiner Familie im Zoo verabredet, doch vorher hatte ja der Osterhase noch etwas versteckt. Also... eigentlich sollte er etwas versteckt haben, als ich um halb sieben geweckt wurde. Also war erstmal Frühstück dran und wir schauten eine Folge Avatar (der letzte Luftbändiger). Die Zeit nutzte ich um die Ostersachen zu verstecken, aber wo? Wohnzimmer? Da saß sie! Ihr Zimmer? Da würde es gar nicht auffallen, selbst wenn es gut aufgeräumt wäre. Ich entschied mich für den Flur. Nun liebt meine Tochter diese Gummi-Getier-Burger und ich... öhm... der Osterhase hatte eine Tüte voll besorgt. Es schien mir eine gute Idee zu sein, einen der Burger mitten in den Flur zu deponieren, damit sie sich freut und weiß, dass da noch mehr ist. Pünktlich zum Ende der Folge rannte meine Tochter aufs Klo und ich rieb mir innerlich die Hände, auf überschwängliche Überraschung wartend.
Und ich wartete...
Und ich wartete...
Plötzlich kam ich mir vor wie ein EVILMASTERMIND der dem Superhelden eine Falle stellt und dieser geht einfach vorüber.
Und ich wartete...
Dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich ging in den Flur und mit größter Überschwänglichkeit rief ich: "OH! WAS IST DAS DENN?"
Und ich wartete...
Keine Reaktion...
Ich ging ins Bad: "Hast du das gesehen?" fragte ich während ich in Richtung Flur zeigte. Meine Tochter guckte mich, vom Klo aus, leicht verwirrt an: "Meinst du den Burger, Papa? Der war gerade eben schon da."
Es wäre zu theatralisch wenn ich sagen würde, dass in diesem Moment etwas in mir zerbrach... aber...
"Ja, ich meine den Burger." *Klospülung*
"Heute ist Ostern. Vielleicht war das der Osterhase?" versuchte ich die Situation zu retten...
Meine Tochter nickte. "Ja, da ist auch ein Osterhase." sagte sie und deutete durch die Badtür auf einen Schockohasen den ich eigentlich viel besser versteckt wähnte... Nun... Nach dem Händewaschen wurde dann also gesucht, kurz Lego zusammengebaut, und dann ging es auch schon ans Packen.
Meine Tochter nahm ihren Rucksack, der seit Generationen in unserer Familie gebraucht wird. Ihre neuen Burger kamen auch hinein, denn sie wollte, dass Jeder einen bekommt, was mich schon ziemlich stolz machte. Außerdem kam in ihren Rucksack unsere Verpflegung (Bananen und Ostereier) während ich die Wasserflasche trug.
Dann waren wir pünktlich vor dem Zoo. Es überraschte mich nicht, dass meine Familie später kam... Rituale müssen ja zelebriert werden! So stellten wir also über einen gewissen Zeitraum fest, dass trotz der Kälte eine ziemlich große Anzahl von Leuten am Ostersonntag in den Zoo kamen. Und dann begann einer der schönsten Familientage, die ich bisher erlebt habe. Mein Bruder, meine Schwester, mein Neffe, meine Nichte und die "Gefährtinnen" meines Bruders und meines Neffen. Eigentlich war der Plan gemütlich so an die vier Stunden durch den Zoo zu schlendern. Wir hatten aber nicht mit dem Kinderprogramm gerechnet, welches unterstützt durch Schwarwels Schweinevogel eine komplette Zooralley beinhaltete damit man TIGEREXPERTE wurde. Das war soweit ok, bis es anfing zu schnein. Ein Überblick der Stationen:
- Eier anmalen
- Tigermaske oder -schwanz basteln
- Hindernisparcour (Wo wir bestimmt eine halbe Stunde im Schneetreiben an standen)
- Quiz (bei dem meine Tochter erstaunlich gut abschnitt)
- Mikado
- Geschicklichkeitsspiel
- Bild-Fehler-Suche
Meine Nichte warf schon nach ein paar Stationen auf Grund der Kälte, und weil sie nun auch schon 12 ist, das Handtuch. Wir hielten durch, was so manches mal nicht einfach war. So splitteten wir uns, wenn Wärme oder Glühwein die Sehnsucht in meiner Familie weckte, telefonierten wenn einer dann doch noch eine Station gefunden hatte und lösten uns beim zusprechen von Mut oder bei Toilettengängen ab, so dass Niemand (schon gar nicht meine Tochter) allein war. Am Ende hielt meine Tochter ihr TIGEREXPERTENDIPLOM in den vor Kälte zitternden Händen, inklusive eines ziemlich coolen Plakates! Tatsächlich stand danach noch Gondwanaland an.
Nach sieben Stunden Aufenthalt tranken wir dann bei meinem Neffen Kaffee und aßen Kuchen zum Abendbrot. Meine Tochter hatte aber noch nicht genug und so tauschte sie ihre neu hinzugekommenen Süßigkeitenschätze mit denen meiner Familie, was zu witzigen Situationen führte:
Nach sieben Stunden Aufenthalt tranken wir dann bei meinem Neffen Kaffee und aßen Kuchen zum Abendbrot. Meine Tochter hatte aber noch nicht genug und so tauschte sie ihre neu hinzugekommenen Süßigkeitenschätze mit denen meiner Familie, was zu witzigen Situationen führte:
Tochter: "Was bekomme ich für den Osterhasen, Onkel?"
Onkel: "Wie wäre es mit dem Ei?"
Tochter: "Nein, das ist viel kleiner, ich will noch etwas dazu haben."
Onkel: "Aber es hat hübsches Silberpapier!"
*Die ganze Familie guckt sprachlos zu ihrem Onkel*
Onkel *grinsend zurückguckend*: "Was?"
*Seine Gefährtin gibt meiner Tochter noch eine weitere Süßigkeit*
Onkel: "WARUM machst du das? Ich hatte sie fast überzeugt!"
So endete also Ostern im Zoo. Auch ein Abenteuer...
*Seine Gefährtin gibt meiner Tochter noch eine weitere Süßigkeit*
Onkel: "WARUM machst du das? Ich hatte sie fast überzeugt!"
So endete also Ostern im Zoo. Auch ein Abenteuer...
Das "erkämpfte" Plakat |
PS. Kennt ihr die Situation, wenn ihr Eltern beobachtet, die angepisst ihre Kinder irgendwo durchschleifen? Also ich will ja jetzt nicht anfangen über Sozialverhalten zu philosophieren, aber die Leute mit ihrer Aussprache, die kaum zu verstehen ist und ihre Kinder, die wie ein Schluck Wasser umhergezottelt werden... Mir tun dann immer Kinder und Eltern unsagbar leid. Jedesmal wenn ich so etwas sehe überdenke ich mich, meine Rolle, mein Verhalten als Vater. Sicher mache ich nicht alles richig und Kinder können ganz schön anstrengend sein, aber seinem Kind ein Erlebnis zu verwehren, weil man selbst keinen Bock hat. Seinem Kind zu erklären, dass alles Scheiße ist und man den Stempel doch eh schon hat und den Blödsinn gar nicht machen muss. Seinem Kind Augenblicke Vorzugenthalten die Selbstbewusstsein stärken, Abenteuer vermitteln, Fantasie anregen...
Da wundere ich mich nicht, dass unsere Gesellschaft nach Courage schreit und ihr leises Echo von den Rücken der Leute zurückhalt, die sich umgedreht haben.
Oder um es mit den Worten von Sandy Thom zu sagen:
I was born [...] to a world that doesn´t care. I wish I was a Punkrocker with Flowers in my Hair...
PPS. Ja, ich weiß... Ich hab doch wieder über Sozialverhalten philosophiert...
PPS. Ja, ich weiß... Ich hab doch wieder über Sozialverhalten philosophiert...